Aller.Land
zusammen gestalten. Strukturen stärken.
Als eine von acht Regionen in Rheinland-Pfalz wurde die Welterbe-Region für das Förderprogramm „Aller.Land – zusammen gestalten. Strukturen stärken.“ benannt. Für die Dauer von eineinhalb Jahren erhält der Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal eine Entwicklungsförderung in Höhe von 40.000 Euro. Von 2024 bis Mitte 2025 soll ein Netzwerk aufgebaut und ein Konzept für ein beteiligungsorientiertes Kulturvorhaben in der Region entwickelt werden. In einer zweiten Förderphase ab 2025 werden deutschlandweit bis zu 30 Regionen in einem Juryverfahren ausgewählt, um ihre Konzepte über eine Dauer von fünf Jahren zu erproben und umzusetzen.
Im Rahmen der Konzeptentwicklung konnten bereits einige Konzeptideen erprobt und die Ergebnisse und Erfahrungen daraus in das Konzept miteinbezogen werden:
Das Projekt „FLOW“ plant eine zeitgenössische Show von Jugendlichen für Jugendlichen. Dazu wurde im Sommer ein erstes Projekt realisiert und ein Imagefilm gedreht, bei dem junge Street-Artists aus der Region mit professionellen Artist*innen zusammengebracht wurden. Ergänzend wurden Walk-Acts unter Einbeziehung von Akteur*innen aus der regionalen, freien, jungen Szene mit regionalen Themen konzipiert.
Das Kulturnetz Oberes Mittelrheintal K.O.M. erprobte im Rahmen von „freili - Raum für Freundschaft und Demokratie“ demokratische Beteiligungsformate in Form von Demokratietagen und einem dreitägigen „Poetensommer“, anknüpfend an die regionale Geschichte rund um den Dichter Ferdinand Freiligrath, der längere Zeit in St. Goar lebte. Bei den Demokratietagen wurde ein musikalisches Schauspiel zur Geschichte Freiligraths aufgeführt und in Podiumsdiskussionen im Kontext zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklung reflektiert. Der „Poetensommer“ mit Poetry-Slam Workshops und Poesiewettbewerb knüpfte als Beteiligungsformat daran an und griff die politische Geschichte niederschwellig auf.
Das Theater Willy Praml führte als Erprobung einen theaterpädagogischen Schulworkshop mit einem Deutschkurs der Stufe 12 des Gymnasiums in St. Goarshausen durch. Inhaltlich knüpft der Workshop an das Hauptstück des Theaterfestivals „An den Ufern der Poesie“ - Heines „Rabbi von Bacharach“ an, sodass gemeinsam die Eingangsszene erarbeitet und inszeniert wurde.
Darüber hinaus fanden diverse Workshops und Netzwerktreffen statt, um Kunst- und Kulturschaffende in der Region zusammenzubringen und gemeinsam die Projektideen zu einem Gesamtkonzept weiterzuentwickeln.
Auf Grundlage der im Dezember 2024 eingereichten Antragsunterlagen und Konzepte sowie eines Vor-Ort-Besuchs in der ersten Jahreshälfte 2025 werden deutschlandweit bis zu 30 (strukturschwache) ländliche Regionen für eine fünfjährige Förderung durch ein Juryverfahren mit einer unabhängigen Fachjury ausgewählt.
Der Jury-Besuch im Oberen Mittelrheintal fand am 03. April 2025 auf der Burg Sterrenberg in Kamp-Bornhofen statt. Neben den Jurymitgliedern Hortensia Völckers (Juryleitung, ehem. Kulturstiftung des Bundes), Mechthild Eickhoff (Fonds Soziokultur) und Lukas Nübling (Kulturbüro Rheinland-Pfalz), dem Programmleiter Samo Darian und einem weiteren Vertreter des Aller.Land-Programmbüros, nahmen auch die Zweckverbands-Vorstände Volker Boch, Jörg Denninghoff und Hansjörg Bathke sowie Kultur-Staatssekretär Prof. Dr. Jürgen Hardeck teil. Während des dreistündigen Besuchs erhielt die Jury eine anschauliche Vorstellung der Region und des Projekts RheinRevoltE:526-593. Aufgelockert wurde der Jurybesuch durch einen Auftritt von jungen Tänzerinnen und Tänzern der Tanzfabrik Mittelrhein, um der Jury auch praktische Einblicke aus der Entwicklungsphase zu bieten.
Beim Erreichen der Mitte 2025 beginnenden Umsetzungsphase (2025 bis 2030) würde die Region 1,5 Millionen € für ein längerfristiges beteiligungsorientiertes Kulturvorhaben erhalten. Diese Summe speist sich zu 90% aus Bundesmitteln und zu 10% aus dem Kofinanzierungsanteil, der beim Erreichen der Umsetzungsphase vollständig vom Land Rheinland-Pfalz übernommen werden würde.
Über einen Zeitraum von fünf Jahren sollen sich durch das Aller.Land-Programm längerfristige und beteiligungsorientierte Kulturvorhaben entwickeln sowie neue Allianzen zwischen Kultur und Demokratiearbeit, politischer Bildung und Regionalentwicklung entstehen. Die Menschen und Institutionen in den Regionen sollen die Gelegenheit erhalten, zusammen mit Partnerinnen und Partnern aus Kultur, Kommunen und Zivilgesellschaft Veränderungen in ihrer Nähe anzustoßen und stärker an den Entscheidungen teilzunehmen, die sie betreffen.
Das geplante Vorhaben
RheinRevoltE:526-593 schafft eine Plattform, die Demokratiebildung, kulturelle Vielfalt und regionale Vernetzung fördert. Mit einem regionalen Projektbüro als Ankerpunkt entstehen Arbeitsstrukturen, die Menschen zusammenbringen, um demokratische Werte und gesellschaftliche Herausforderungen zu verhandeln und eine Kultur von allen und für alle zu ermöglichen. Regionale Netzwerktreffen und interdisziplinäre Kooperationen zwischen Kultur, Wissenschaft, Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft stärken den Austausch und fördern neue Perspektiven.
Ein Think-Tank auf Rädern – eine mobile Bühne – bringt Kunst, Kultur und Demokratie dorthin, wo Menschen sind: Marktplätze, Veranstaltungsorte, Jugendherbergen oder Sehenswürdigkeiten und lädt zum ko-kreativen Arbeiten ein. Leerstände werden als Künstlerresidenzen genutzt, um Kreativität und Dialog vor Ort zu stärken.
Jugendliche stehen im Fokus: Projekte wie „FLOW“ bieten niedrigschwellige Formate wie Street-Art, Poetry-Slams oder Walk-Acts, die sie aktiv (mit-)gestalten können. Das Vorhaben verknüpft Erinnerungsorte der Region mit neuen kreativen Ansätzen, etwa durch theaterpädagogische Formate oder generationsübergreifende kulturelle und theatrale Projekte.
Ziel ist eine nachhaltige Veränderung, die kulturelle Vielfalt stärkt, demokratische Teilhabe ermöglicht und das Welterbe Oberes Mittelrheintal als lebendigen, zukunftsorientierten und resilienten Kulturraum etabliert.